Krimis, Rezensionen

Dolphin Dance – Katharina Klein, Koalas & Killer…

Autor: Helmut Barz
Verlag: Sutton

Da das Rätsel um den Tod ihrer Familie noch immer nicht abschließend gelöst ist, ermittelt die clevere und hübsche Frankfurter Kommissarin weiter, dieses Mal tatkräftig unterstützt von Gerichtsmediziner Andreas Amendt, der selbst einer der Hauptverdächtigen in diesem Fall war und ist. Alte Bekannte wie Ministro, Kurtz, Marianne und Polanski sind wieder mit von der Partie. Band 3 der Regionalkrimis spielt dieses Mal hauptsächlich in Frankfurt und der ortskundige Leser erkennt viele Orte. Mit Spannung verfolgt der Leser Katharinas Recherchen und hofft auf die Auflösung 3fachen Mordes an ihrer Familie, die der Autor liefert. Außerdem verdient die Geschichte um Katharina und Andreas eine würdige Fortsetzung.

Mir hat gut gefallen, dass die Kapitel nach Musiktiteln benannt und das Buch wie ein klassischer 5-Akter in mehrere Abschnitte (Koala, Koi, Wanze, Delfin, Aaskrähe) unterteilt war. Auch die Titelauswahl (Blues, Boogie, Dance) ist wieder stimmig und der Plot von Herrn Barz sehr skurril, lesenswert und humorvoll präsentiert.

Erneut ein echter Volltreffer aus dem Bereich Regionalkrimi. Herr Barz steigert sich von Mal zu Mal und treue Leser hoffen, dass er neben dem Verspeisen der vielgepriesenen Mürbchen Zeit für Band 4 finden wird. Uneingeschränkte Leseempfehlung! 🙂

4einhalb Sterne

Krimis, Rezensionen, Thriller

Elements of crime

Autoren: Axel Petermann, Claus Cornelius Fischer
Verlag: Knaur Taschenbuch

Axel Petermann, mir bekannt aus vielen Talkshows zum Thema Profiling, wagt sich nun, in die Fußstapfen eines Herrn Schirach oder Tsokos zu treten. Und er macht seine Sache sehr gut – gemeinsam mit Claus Cornelius Fischer, der u.a. für den „Tatort“ München verantwortlich zeichnet.


Kommissar Larsen begibt sich auf Mörderjagsd in Norddeutschland. Auf der Suche nach einem Täter, der Menschen für sich nur in Form von chemischen Elementen und Zahlen kategorisiert muss Kommissar Kiefer Larsen lernen, dass es skrupellose Menschen ohne Gewissen und Hemmschwellen sind, die – ihm noch einen Schritt voraus – ihre Mitmenschen kaltblütig aus dem Weg räumen…-
Einerseits lebt Daniel Bock – genannt Dany – ein bürgerliches Leben als treusorgender(?) Familienvater, andererseits „brennt“ er im wahrsten Sinne für Feuer, Macht und grenzüberschreitende Spiele mit seinen Mitmenschen, denen er die Nummern chemischer Elemente zuweist. Er hat eine Ehefrau, eine Geliebte und eine Freundin, die er dominiert und doch sind sie allesamt nur austauschbare Protagonisten in seinem Spiel um Leben, Tod, Macht und Sex. Freunde hat er nur zu bestimmten Zwecken, wenn er Dinge nicht alleine regeln kann. Sein Traum ist es Menschen zu unterwerfen, zu töten und sie dann in einem selbst gebauten Krematorium zu verbrennen. Doch da er zum Bau desselben einige Fachleute zu Rate ziehen muss, hinterlässt auch er Spuren, die letztendlich doch zu ihm führen…-


Packend und gruselig zugleich, besonders vor dem Hintergrund des „True crime“ Gedankens im Hinterkopf. Ich habe es innerhalb kürzester Zeit gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen.

Jüngere Leser werden vielleicht einige Querverweise auf die 80er Jahre nicht sofort verstehen (Falco, Out of the dark, Die Farbe des Geldes, Clint Eastwood), mir hat es gefallen 🙂

Allgemein

Still – Chronik eines Mörders

Karl Heidemann, geboren am 6.12.1982 in Jettenbrunn, wird auch dort sterben – an einem „guten Tag“. Von Beginn an strapaziert erl die Nerven seiner Eltern, denn er ist ein Schreikind. Beruhigen lässt er sich nur, wenn sein Vater abendliche Spaziergänge mit ihm unternimmt und kein Lärm an seine Ohren dringt. Charlotte, die Mutter, entwickelt langsam eine Abneigung gegenüber dem Kind, das sich von ihr nicht beruhigen lässt und sie an den Rand der Verzweiflung treibt.

Auf der Suche nach endloser Stille produziert Karl ohrenbetäubenden Lärm und entwickelt eigene Strategien, mit dem Leben klarzukommen. Eines Tages tritt der Tod in Karls Leben und die friedliche Stille, die mit ihm einhergeht, fasziniert das Kind von Beginn an. Von nun an wird er zum Erforscher des Todes, und was mit Tieren beginnt, gipfelt in einer Reihe „friedlicher Morde“. Karl begibt sich auf eine Reise durch das Land, vom Feldarbeiter, über den Mönch sammelt er mannigfaltige Erfahrungen mit dem Tod und versucht, seinen Weg im Leben zu finden.
Toller Schreibstil, hoher Identifikationsfaktor und eine spannende Story, die rasant Fahrt aufnimmt. Die „Chronik eines Mörders“, der es jenseits der Stille scheinbar nicht aushalten kann fesselt den Leser von Beginn an. Und obwohl Karl kein Sympathieträger ist, lernt man, ihn und seine Beweggründe zu verstehen und hat auch Mitleid mit ihm. Sehr lesenswertes Buch, das ich nicht weglegen konnte.

Photo by Peter Forster, unsplash.com
Rezensionen, Thriller

The Cleaner („Der siebte Tod“)

Autor: Paul Cleave
Verlag: Atria Books

gelesen auf Englisch
Deutscher Titel:
„Der siebte Tod“

 

Was für ein Arschloch.

Pardon my French, aber dieser Protagonist ist ein waschechter Soziopath. Als ich neulich ein Interview mit Sebastian Fitzek sah, empfahl er dieses Buch – zu Recht, wie sich herausstellte. Lasst mich kurz zusammenfassen:

Joe Middleton arbeitet als Putzkraft im Polizeipräsidium. Vom Grips her könnte er einen lukrativeren Job haben, doch sein Hobby ist das Töten unschuldiger Frauen. Da ist es für ihn praktisch, bei der Polizei quasi an der Quelle mitzubekommen, wie sehr die Beamten bei der Suche nach dem Mörder im Dunkeln tappt. Joe hatte sich der Polizei gestellt, dabei allerdings einen geistig Zurückgebliebenen gemimt, der nur auf die Belohnung aus war. Irgendwie hatten die Beamten Mitleid mit ihm und stellten ihn als Putzkraft ein. In dieser Rolle des „Slow Joe“ arbeitet er fortan tagsüber im Präsidium und findet sich dabei selbst dermaßen pfiffig, dass er zunehmend leichtsinniger wird und manche Situationen völlig falsch einschätzt. Dummerweise geht eines der ihm zugeschriebenen Opfer gar nicht auf sein Konto, also nutzt er die Infos an seinem Arbeitsplatz zum Ermitteln auf eigene Faust. Wäre da bloß nicht die etwas doofe und aufdringliche Hausmeisterin Sally, die Joe anbaggert.

Paul Cleaves Debut ist nichts für schwache Nerven, es geht ordentlich fies zur Sache. Joe erzählt aus der Ich-Perspektive, während Kapitel über Sally in der dritten Person geschrieben sind. Die Welt nur aus Joes Perspektive zu sehen, wäre auch kaum auszuhalten. Nur ein Beispiel für seinen Charakter: Er liebt seine Mutter abgöttisch, ist jedoch gleichzeitig extrem genervt von ihr. Während eines Besuches bei ihr zückt er eine kleine Portion Rattengift, das er ihr heimlich in ein Getränk mischt. Anschließend sinniert er darüber, dass er es nicht aushalten würde, wenn seiner Mutter etwas zustieße. Wie ich bereits erwähnte, ist Joe ein Soziopath. Kein Wunder, dass seine beiden besten Freunde zwei Goldfische sind.

Es gibt mehrere tiefschwarzhumorige Szenen, wobei einer der besten Gags tatsächlich der ist, dass Sally und Joe sich gegenseitig für zurückgeblieben halten.

Für mich war „The Cleaner“ ein superspannendes Buch, das ich am liebsten in einem Rutsch durchgelesen hätte. Der Großteil des Buches verdient eigentlich fünf Sterne, nur hat mich das Ende ein bisschen enttäuscht. Es ist schlichtweg zu kurz und beantwortet nicht alle offenen Fragen. Trotzdem empfehle ich es ganz klar weiter. Danke, Herr Fitzek!

4 Sterne

 

Bild von Steven Hanna via unsplash.com
Rezensionen, Romane, Thriller

Coffin Road

Autor: Peter May
Verlag: Quercus Pub Inc

gelesen auf Englisch.
Deutsche Übersetzung:
Coffin Road – Tödliches Vergessen

Ein Mann wird ohne Erinnerungen an einem Strand angespült. Erster Impuls: Hmpf, nicht noch eine Amnesie-Story.
Aber Peter May schafft es (mal wieder), den Leser direkt in die Geschichte hinein zu ziehen, und mit raffinierten Perspektivwechseln hält er die Spannung konstant hoch.

So viel sei zur Geschichte verraten: Der angespülte Mann schreibt aus der Ich-Perspektive. Wer ist er, warum kann er sich nicht an seine Identität erinnern? Offensichtlich lebt er seit 18 Monaten zurückgezogen auf einer Insel mit nur wenigen Nachbarn, heißt Neal und schreibt ein Buch über die Geschichte dreier Leuchtturmwärter, die vor knapp hundert Jahren plötzlich verschwanden.

Dann jedoch gibt es Ungereimtheiten und eine seltsame Entdeckung auf der „Coffin Road“, die Neal weitere Nachforschungen anstellen lassen. Wem kann er wirklich trauen? Und was macht dieser seltsame Typ, der unweit seines Hauses im Wohnmobil lebt und ständig mit dem Feldstecher herumgafft?

Weitere Infos wären „Spoiler“, und ich bin froh, vorher keine ausführlicheren Rezensionen gelesen zu haben. Die Wendungen im Roman/Thriller sind stets nachvollziehbar und nie zu konstruiert, alles fügt sich am Ende zu einer „runden Sache“ zusammen.

Dieses Buch ist eine perfekte Mischung aus Spannung, Whodunit-Krimi, Wissenschaftsthriller (ohne zu verkopft zu sein) und Familiendrama.
Châpeau, Peter May!

Wertung5

Bild von Todd Diemer via unsplash.com
Rezensionen, Thriller

Blood on Snow

Autor: Jo Nesbø
Verlag: Ullstein

Olav ist Hoffmanns Expedient, d.h. er bringt für ihn Menschen zum Schweigen. Dies erledigt er scheinbar recht zuverlässig, ohne viel Aufhebens und schon seit längerer Zeit. In einem kalten Osloer Winter bittet ihn Hoffman jedoch, seine Frau Corina aus dem Weg zu räumen. Olav ist sich nicht sicher, ob er den Autrag annehmen will – zunächst beobachtet er Corina ausführlich. Er erliegt ihrer Schönheit und Makellosigkeit und muss tags darauf Zeuge ihrer Vergewaltigung werden. Wie wird er sich nun verhalten? Er beginnt, sein Handeln zu hinterfragen und verliebt sich – und das bleibt nicht ohne Folgen und handelt eigenmächtig, womit er nicht nur sein Leben gefährdet und seinen Arbeitgeber zutiefst verärgert.
Nachdem ich alle Nesbøs (inklusive der Kinderbücher) gelesen habe, hat mich auch „Der Auftrag“ brennend interessiert. Denn eines kann man sich bei Nesbøs Büchern sicher sein: Sie sind wendungsreich, spannend und die Geschichte verläuft oft nicht so, wie es zu Beginn scheint. Wieder einmal beginnt die Handlung ganz langsam und steigert sich dann schnell in eine Extremsituation. Und der scheinbar harmlose Protagonist Olav, der sich bisher ausnutzen ließ, beginnt radikal vom Schema seiner Handlungsweise abzuweichen und ganz egoistisch mal seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen.
Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und der schwarze Schnitt wirkt kühl und spannend, leider riecht die schwarze Farbe auch recht intensiv, sodass ich das Buch vom Nachttisch verbannen musste.
Die Geschichte ist wieder fesselnd und flüssig lesbar, man kann das Buch nicht mehr weglegen. Einen Abzug muss ich leider vergeben, da das Buch eher wie eine Kurzgeschichte auf mich wirkt, aus der man noch mehr hätte machen können. Leider kann die Story nicht mit bspw. komplexen Nesbøs wie „Der Sohn“ oder der Harry Hole-Reihe mithalten. Schön für den Leser ist allerdings, dass schon einige Fortsetzungen geplant sind und in der Pipeline hängen, die sicher die Lektüre wert sein werden.